Human-in-the-Loop (HITL)
In diesem Abschnitt wird das Konzept des Human-in-the-Loop (HITL) erläutert und dessen Bedeutung im Kontext der KI-gestützten Modernisierung von Fachverfahren dargestellt. Ziel ist es, die Rolle des Menschen im Modernisierungsprozess zu verdeutlichen und aufzuzeigen, wie eine effektive Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI-Agenten gestaltet werden kann, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Ebenso werden die Herausforderungen und Chancen des HITL-Ansatzes diskutiert.
Motivation und Zielsetzung
Bei der Modernisierung von Fachverfahren entscheidet nicht allein die technische Korrektheit, sondern vor allem die fachliche Passfähigkeit (Prozesslogik, Randfälle, Regeln, Bedienbarkeit, Datenvalidierungen). Der HITL-Ansatz etabliert hierfür einen kontrollierten Postproduktionsprozess, der:
- fachliches Feedback aus realistischen Testsituationen systematisch erfasst,
- Rückmeldungen in formalisierte Anforderungen (inkl. Akzeptanzkriterien) überführt,
- Korrekturen durch KI-Agenten (Feature/Bugfix) nachvollziehbar implementiert,
- Änderungen über Repository und CI/CD prüfbar macht,
- iterative Re-Validierung ermöglicht und in eine klare Abnahmeentscheidung mündet.
Rollenmodell: Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI-Agenten
- Endnutzer:in / Fachseite: bewertet fachliche Korrektheit, Prozessfluss, Usability; formuliert Anforderungen und entscheidet über Abnahme.
- Tester:in (optional): unterstützt durch strukturierte Testfälle, Regression, reproduzierbare Fehlerberichte.
-
KI-Agenten / Automatisierung:
-
sammeln Feedback (z. B. via Chat),
- strukturieren und normalisieren Inhalte (z. B. Bug vs. Feature vs. Klärung),
- übersetzen Feedback in formale Artefakte (User Stories, AC, Tickets),
- generieren Codeänderungen,
- erstellen Commits sowie Pull-/Merge-Requests,
- liefern Test-/Qualitätsnachweise (z. B. Pipeline-Reports).
- Repository & CI/CD: Versionierung, Audit-Trail, automatisierte Prüfungen und kontrollierte Integration.
Isolierte Testumgebung als Grundlage für fachliche Validierung
Nach der initialen Generierung sollte das modernisierte Fachverfahren in eine separierte Testumgebung ausgerollt werden, die:
- strikt von Produktion getrennt ist (Zugriff, Netzwerk, Secrets),
- realitätsnahe Tests ermöglicht (fachliche Prozesse, Rollen, Berechtigungen),
- Beobachtbarkeit unterstützt (Logs, Metriken, Fehlerberichte) und Anpassungen erlaubt.
Mögliche Ausprägungen (je nach Reifegrad):
- automatisierte Deployments über Pipeline,
- „Preview Environments“ pro Branch/PR/MR,
- definierte Testdaten-Sets und reproduzierbare Testläufe.
Feedback-Erfassung und Formalisierung
Feedback-Kanal (z. B. Chat)
Endnutzer:innen (und ggf. Tester:innen) geben Rückmeldungen in natürlicher Sprache ab, z. B.:
- Bugs (Fehler, Abweichungen vom erwarteten Verhalten),
- Features (Erweiterungen, fehlende Funktionen),
- Klärungen (Widersprüche, Randfälle, Präzisierungen),
- UX/UI-Verbesserungen und Validierungsregeln.
Formalisierung durch KI-Agenten
Das System transformiert freies Feedback in formalisierte Anforderungen (typischerweise):
- Beschreibung (User Story / Requirement),
- Akzeptanzkriterien (Acceptance Criteria),
- Priorität und Impact,
- Kontext (Umgebung, Daten, Reproduktionsschritte),
- Zuordnung zu Komponenten (Traceability).
Ziel ist eine durchgängige Rückverfolgbarkeit: Feedback → formale Anforderung → Codeänderung (Commit/PR) → Testnachweis → Abnahme.
Iterativer Prozess: Von Feedback bis Integration
Prozessschritte
- Initiale Generierung des modernisierten Fachverfahrens (Baseline).
- Deployment in die isolierte Testumgebung.
- Fachliche Tests durch Endnutzer:in und/oder Tester:in.
- Feedback-Erfassung über den vorgesehenen Kanal.
- Formalisierung zu Anforderungen inkl. Akzeptanzkriterien.
- Automatisierte Implementierung durch KI-Agenten (Feature/Bugfix).
- Versionierung im Repository: Commits und idealerweise ein PR/MR.
- CI/CD-Prüfungen (Tests, Linting, statische Analysen, Quality Gates).
- Erneutes Deployment der überarbeiteten Version.
- Re-Tests und Validierung gegen Akzeptanzkriterien.
- Abnahmeentscheidung durch Endnutzer:in.
- Merge in den Main-Branch als freigegebener Stand.
Artefakte und Governance
- Feedback-Register (Klassifikation: Bug/Feature/Klärung).
- Formalisierte Anforderungen (Beschreibung, AC, Priorität, Zuordnung).
- Code-Artefakte (Commits, PR/MR) mit Verlinkung zu Anforderungen.
- Qualitäts- und Testnachweise (Pipeline-Reports, Logs, ggf. Testprotokolle).
- Abnahmeprotokoll (Entscheidung, Datum, Version, Abnahmekriterien).
Chancen des HITL-Ansatzes
- Fachliche Passfähigkeit: frühe Erkennung von Randfällen und Prozessabweichungen.
- Vertrauen & Transparenz: nachvollziehbare Änderungen, klarer Audit-Trail.
- Schnelle Iterationen: zügige Schließung von Lücken durch automatisierte Bugfix-/Feature-Zyklen.
- Qualitätssteigerung: Kombination aus automatisierten Checks und fachlicher Validierung.
Herausforderungen und Risiken
- Unstrukturiertes Feedback → konsequente Formalisierung + Akzeptanzkriterien + Priorisierung.
- Regressionsrisiko → CI/CD-Regressionssuite, reproduzierbare Testumgebung, klare Quality Gates.
- Scope Creep / zu viele Iterationen → Definition of Done, Iterationslimits, explizites Change-Management.
- Datenschutz/Sicherheit → Isolation, Testdaten/Anonymisierung, minimaler Zugriff, Secrets-Management.
- Unklare Abnahmeverantwortung → eindeutiger Decision Point: Abnahme durch Fachseite.
Minimaler Dokumentationsumfang dieses Bausteins
- Bereitstellung und Zugriff auf die Testumgebung.
- Feedback-Format (Mindestangaben, Beispiele, Kategorisierung).
- Formalisierungsregeln (User Story, AC, Priorisierung, Traceability).
- Erzeugung von Commits/PR/MR und Qualitätsprüfungen.
- Validierungs- und Abnahmeprozess (Rollen, Kriterien, Artefakte).
- Merge- und Release-Strategie (mindestens Merge in Main; optional Produktionsfreigabeprozess).
Zusammenfassung
Der HITL-Ansatz ergänzt die KI-gestützte Modernisierung von Fachverfahren um eine strukturierte, fachlich getriebene Qualitätssicherung und Abnahme. Endnutzer:innen validieren das Ergebnis in einer isolierten Testumgebung; KI-Agenten transformieren Feedback in formale Anforderungen und implementieren Änderungen nachvollziehbar (Commits/PR/MR). Über CI/CD und wiederholte Validierung entsteht ein geprüfter Stand, der nach fachlicher Abnahme kontrolliert in den Main-Branch integriert werden kann.